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Historischer Rundweg Hertlingshausen

 

Tafel 7: Ehemaliges Kloster / Friedhof

 

Zur Dorfgeschichte
Der Name Hertingeshusen wurde urkundlich erstmals 1212 erwähnt, zu der Zeit als ein Kloster der Augustinerchorfrauen in Hertlingshausen bestand. Das Kloster befand sich östlich vom heutigen Friedhof. Das Dorf Hertingeshusen wurde 1335 erstmals schriftlich  erwähnt. Es gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Leiningen. Der Name bedeutet zu (bei) den Häusern des Herting / Hartung. Auf einer Grabplatte, die Grafen von Leiningen betreffend, findet sich 1155 als Ort Hardinghausen. Es handelt sich wahrscheinlich um das früheste Erscheinen des Ortsnamens, der dem heutigen Dorf Hertlingshausen zugeordnet werden kann. Die Gründung wird Graf Emich II von Leiningen und besonders dessen Ehefrau Albrat (Alberat) zugeschrieben, die bis 1142 lebte. Zur Gründung des Frauenklosters gibt es, abgeleitet vom Namen Hertingeshusen, die nur auf der Namensgebung beruhende Vermutung, daß der Probst des Höninger Klosters Hartung dieses Kloster um 1160 mitbegründet habe.Das Siegel der Augustinerchorfrauen

Das Kloster der Augustiner Chorfrauen wurde als Parallelkloster zum Augustinerchorherrenkloster in Höningen errichtet und zuerst von Pröbsten aus Höningen geführt. Ab 1246 lassen sich keine Verbindungen zum Chorherrenstift Höningen mehr nachweisen. 1294 besaßen die Augustinerchorfrauen ein eigenes Siegel. Die Leitung erfolgte durch eine Meisterin.

 

Die Augustiner Chorfrauen
Die erste urkundliche Erwähnung des Klosters der Augustiner Chorfrauen ndet sich im Jahr 1212. Ein Konvent des Chorfrauenstifts wird erstmals 1236 erwähnt. 1240 erhalten die Frauen vom Kloster Limburg Weiderechte und die Erlaubnis Holz zu schlagen, zum täglichen Gebrauch sowie Bauholz „zu den Wohnungen, ihrer Kirche, zu den husern (Häusern), auch zu den büdern (?) ihres creutzganges und auch ihres gemeinen Hofs, in dem sie sitzende sindt.“ Als Gegenleistung müssen sie jährlich acht von den besten Lämmern und 15 herrliche Käse an den Abt und Konvent des Klosters Limburg liefern. Das Kloster besaß Wirtschaftshöfe in Kallstadt, Kleinbockenheim, Quirnheim, Bossweiler, Ottersheim und Stetten. Daneben Güter in weiteren zwölf Orten. Eine Ablassurkunde des Jahres 1434 von Papst Eugen IV. berichtete, daß das „Kloster des Hl. Ulrich in Hertlingshausen sehr von Mitteln und Einkünften entblößt war, ... und seine Bauwerke und Gebäude unterlagen einem traurigen Verfall“. Dies hatte zur Aufhebung des Frauenstifts geführt.

 

Der Orden Vom Heiligen Geist
1434 untersteht das Augustinerkloster zum Hl. Ulrich in Hertlingshausen dem Orden „Vom Heiligen Geist“ mit Sitz in Stephansfeld im Elsaß. Die Hauptaufgabe dieses Ordens bestand im Dienst an Armen und der flege von Kranken. Sie hatten in ihren Häusern Hospitäler eingerichtet. 1460 wurde das Kloster von Hardenburger Fußknechten erstmals in Brand gesetzt. 1504 durch Herzog Alexander von Zweibrücken durch Brandschatzung und Plünderung so schwer beschädigt, daß ein Wiederaufbau an fehlenden Geldmitteln scheiterte. 1521 wurde das Kloster aufgelöst und das Dorf in eine Pfarrstelle umgewandelt. Die Patrone der dann verbliebenen Gemeindekirche waren Maria, Ulrich und Nikolaus.

 

Die Lage des KlostersQuelle: LASP W1 – 6042 / Blatt N.W.I.14 1837 Die Lage der beschriebenen Gebäude auf obenstehensdem Plan: Großer Klosterhof Plan Nr. 59 u 27, Scheuer Plan Nr. 56, Kirche auf dem Kirchhof Plan Nr. 33
Die Bauten des Klosters sind vollständig verschwunden. Hinweise zur Lage findet man nur in Beschreibungen. 1585 erfolgte die Umwandlung der Wirtschaftsgebäude in das Hofgut zum Großen Klosterhof. Eine Beschreibung des Pfarrers Lehmann im Jahr 1832 besagt:

„Durch den großen Klosterhof gelangen wir an die unkennbaren Ruinen der alten Kloster=Kirche und an das neuere Kirchlein der Protestanten. Nur die Grundmauern der schmalen Kloster=Kirche ... sind noch zu sehen. In der daneben befindlichen Scheune sind noch einige Spitzbogen von dem das Kloster mit der Kirche verbindenden Kreuzgange vorhanden“.
2016 wurde mittels Messungen mit Bodenradar in zugänglichen Bereichen nach Spuren von Klostergebäuden und der Klosterkirche gesucht. Dabei fand man in einer Tiefe ab 0,80 m, neben der früheren Scheune Strukturen, die als Fundamente von Bauten aus der Zeit des Klosters anzusehen sind. Ob diese der beschriebenen Klosterkirche zugeordnet werden können, ist nicht endgültig geklärt. Die gefunden Strukturen lassen vermuten, daß es sich um einen Teil der früheren Klosterkirche handelt. Wahrscheinlich befinden sich auch unter dem angrenzenden, heutigen Friedhof weitere Fundamente der einstigen Klosterkirche.Radaraufnahmen von 2016: Linker Rand: heutige Friedhoftsmauer rechts: Wohngebäude im Bereich der früheren Scheune

 

Radaraufnahmen von 2016:
Linker Rand: heutige Friedhoftsmauer
rechts: Wohngebäude im Bereich der früheren Scheune

 

Einzige sichtbare Zeichen des Klosters sind vier Spolien im Eingangsbereich des Friedhofs innen in der Friedhofsmauer

Fragment eines Gewölbesteins, der aus einem Rundwulst und rechteckiger Bandunterlage besteht.Fragment eines vermutlich zweihüftigen Maßwerkfensters. Das Werkstück besteht aus zwei Linienführungen. Eine typische Fenstergestaltung aus gotischer Zeit.Attische Basis eines Dreivierteldienstes. Die Profilierung „Wulst-Hohlkehle-Wulst“ ist ziemlich flach ausgebildet, was auf eine spätgotische Formensprache schließen lässt.Basenstein , mit sehr schön sichtbarer Aussparung für die Verdübelung.

Fragment eines Gewölbesteins, der aus einem Rundwulst und rechteckiger Bandunterlage besteht. Fragment eines vermutlich zweihüftigen Maßwerkfensters. Das Werkstück besteht aus zwei Linienführungen. Eine typische Fenstergestaltung aus gotischer Zeit. Attische Basis eines Dreivierteldienstes. Die Profilierung „Wulst-Hohlkehle-Wulst“ ist ziemlich flach ausgebildet, was auf eine spätgotische Formensprache schließen lässt. Basenstein , mit sehr schön sichtbarer Aussparung für die Verdübelung.

Das Kirchlein der Protestanten
Lageplan der Kirche (Quelle LASP H3 Nr. 4810) Dank eines Plans von 1832 gibt es eine gute Beschreibung der Fläche und Lage, sowie Angaben über Baustil und den Aufbau dieser Kirche. Sie besaß ein Mauerwerk von einem Meter Dicke und ein schweres enges Kreuzgewölbe, das auf Bögen ruhte. Die Ecken bestanden aus Quadern und unter dem Dach verlief ein Rundbogenfries. Im Katasterplan von 1837 (Plan Nr. 33) noch eingezeichnet, wurde die Kirche 1840 wegen Baufälligkeit abgerissen. Über das Datum, wann die Kirche gebaut wurde, gibt es verschiedene Aussagen. Wegen des romanischen Baustils und Aussagen von Zeitzeugen Anfang des 19. Jahrhunderts geht man davon aus, daß das Kirchlein aus der Entstehungszeit des Klosters stammt. Es soll ursprünglich den Katholiken als Gotteshaus gedient haben, die die Klausur des Klosters nicht betreten durften. Mit der Reformation ging die Kirche 1556 an die Protestanten über. Daneben gibt es im Luth. Kirchenbuch (1747 bis 1798) unter dem Titel „Vom Ursprung der Gemeinde“ einen Eintrag, daß die Kosten zum Bau dieser Kirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach dem Bau der Kirche 1718 in Altleiningen, vom Leininger Grafen Georg Herrmann getragen worden seien. Da dem Kirchlein bereits 1820, keine hundert Jahre später, Baufälligkeit bescheinigt wurde, hat es sich dabei wohl nur um eine Renovierung gehandelt.

 

Das Hofgut Großer Klosterhof von 1585
Nach der Aufhebung des Klosters 1521 erwarb Graf Cuno II. das Klostergut, das er zunächst verpachtete. 1553 übernahm sein Sohn Graf Philipp I. zu Leiningen Westerburg die Regierung. Er erbaute 1585 den Großen Klosterhof mit Steinen der alten Klostergebäude und unter Nutzung noch bestehender Wirtschaftsgebäude. Um das Jahr 1600 bewirtschaftete die Familie FRIEDRICH das Gut in Erbpacht. Um das Jahr 1700 wird Conrad Heinrich KAYSER Erbpächter des Hofguts. Ältester Stein einer Bebauung , Gründungsjahr 1585 des Großen Klosterhofs.1714 wird er in Höningen neben der Jakobskirche begraben. Dort findet man heute noch seinen Grabstein. 1773 wird der Besitz des Hofguts geteilt, je zur Hälfte an die Erbbeständer Heinrich Kaiser und Michael Müller. Während die Pfalz ab 1796 bis 1814 zu Frankreich gehörte wurden Kirche und Adel enteignet. Das Hofgut zerfiel und die Gebäude gingen in der Folge an mehrere Besitzer über. Geblieben ist die Klosterhofstraße an der Häuser des früheren Hofguts liegen. Bis zum Jahr 1972 gab es die Gaststätte „Zum Klosterhof“ in dem Haus, an dem heute nur noch der Stein mit der Jahreszahl 1585 an das frühere Hofgut erinnert. Der Stein ist das älteste Zeugnis einer Bebauung im Ort.