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Historischer Rundweg Hertlingshausen

 

Tafel 11: Dorfstraße Mitte

 

Die alte Grundschule, später Bürgermeisteramt
Hier befand sich nachweislich im Jahr 1742 das erste Schulhaus in Hertlingshausen. In ihm befand sich auch die Wohnung des jeweiligen Schulmeisters. Im Jahr 1850 wurde das alte Gebäude abgerissen und das Haus in seiner heutigen Größe erbaut. Die Jahreszahl des Neubaus findet man an der Giebelwand des Gebäudes neben den oberen Fenstern, verborgen hinter Klappläden. Im oberen Geschoß fand die Wohnung für den Schulleiter Platz. Auch nachdem 1907 das neue Schulhaus in der Hauptstraße gebaut worden war, blieb die Wohnung bis zum Jahr 1968 Lehrerwohnung.
Nach der Verlagerung des Schulbetriebs zog die Gemeindeverwaltung in die Räume im Erdgeschoß ein. Zuvor dienten Wohnräume dem jeweiligen Bürgermeister als Diensträume. Ob dies dazu beitrug, daß im 19. Jahrhundert häufig Gastwirte das Amt innehatten, ist nicht überliefert. In einem Anbau des Hauses wurde auch eine Arrestzelle eingerichtet. 1969 wurde Hertlingshausen zu Carlsberg eingemeindet und die Ortsverwaltung aufgelöst. Da auch die Lehrerwohnung nicht mehr benötigt wurde, verkaufte man das Gebäude.


Das Gasthaus „Zum Hirsch“
Das leider im Zerfall befindliche Haus daneben, war früher das Gasthaus Zum Hirsch. Es wurde Ende Januar 1996 geschlossen und steht seitdem leer. 1862 wurde Adam Mann als Wirt des Hauses und Handelsmann, der auch ein Spezereigeschäft betrieb, erwähnt. 1893 kam es lange Jahre in Besitz der Familie Heinrich. 1896 kam zu dem Gasthaus auf der gegenüberliegen Straßenseite eine „Wirtschaftshalle mit Kegelbahn und Tanzplatz“ hinzu.

Bürgermeisteramt im Bild links, Gasthaus „Zum Hirsch“ um 1950 (in der Bildmitte)

1909 wurde das Gasthaus in einer Druckschrift des Wandervogel angepriesen: „Gute Unterkunft findet man im Kur- und Gasthaus „Zum Hirsch“ (Heinrich). Pension 3-4 M., 7 Betten.“ Das Gasthaus war die letzte in der Dorfmitte verbliebene, von bis zum Jahr 1951 vier  bestehenden Gaststätten.


Die Leichtschuhmacherei
Im Gebäude gegenüber wurde um 1880 eine Schuhfabrik (Leichtschuhmacherei, im Volksmund Schlappefabrik genannt) eingerichtet. Matthäus Berg, Bürgermeister von 1879 bis 1889, der als Unternehmer tätig wurde, wollte hier im Ort Arbeitsplätze schaffen. Der  Gemeinderat unterstütze das Vorhaben und man schickte Jugendliche zur Erlernung des Handwerks nach Pirmasens. Trotz geringer Löhne und staatlicher Starthilfen konnte sich das Gewerbe, ebenso wie im Nachbarort Carlsberg, vor allem wegen zu hoher Transportkosten, nicht halten. Auch fanden sich bei den ambulanten Händlern, die von Hertlingshausen und Carlsberg aus, in ganz Deutschland auf den Handel gingen, nicht ausreichend Abnehmer für diese Ware.


Geschäfte in der Dorfstraße
Neben der Schule, der späteren Gemeindeverwaltung lagen in der heutigen Dorfstraße auch Geschäfte. Bereits 1862 kaufte Carl Michel das Wohnhaus neben der Schule, hinter dem heute noch das frühere Schlachthaus steht. Er hatte sich dort als Metzger niedergelassen. Er und seine Nachfolger waren Juden. Sie schlachteten keine Schweine. Schweinefleisch gab es für die Bewohner nur bei Hausschlachtungen oder durch Lieferungen der Frau Hepp, die aus ihrer Metzgerei in Altleiningen, samstags Fleisch in Körben, zu Fuß, nach Hertlingshausen brachte. Die Metzgerei der Familie wurde 1924 verkauft und zunächst als Metzgerei weiter geführt, bis Tiberius Holatscheck das Anwesen 1958 erwarb und ein Geschäft für Lebensmittel, Feinkost und Wurstwaren eröffnete. (Haus Dorfstraße 6)

Gebäude der früheren Schuhfabrik und späteren Wirtschaftshalle mit Kegelbahn des Gasthauses „Zum Hirsch“

In der Straße eröffnete Margarethe Trautmann 1897 das erste Textilwarengeschäft für „Schnitt und Kurzwaren“ im Dorf. In welchem Anwesen kann nicht gesagt werden. Im Haus, Dorfstraße 5, boten Georg und Barbara Trautmann nach 1922 in der „Landkrämerei“, auch „Milchgeschäft“ genannt, Lebensmittel und Milch an. Es bestand bis 1958. Der Pächter Tiberius Holatscheck war in das Haus gegenüber umgezogen.

 

Postillion August Gimbel auf dem Kutschbock, daneben steht Posthalter Adam Heitmann. Aufnahme um die Jahrhundertwende 1900.Die Postagentur
Auf dem Platz vor der Einmündung in die Hauptstraße stand das Haus, in dem um 1900 die Postagentur untergebracht war. Seit Anfang der 1970er Jahre stehen hier ein Brunnen und Sitzbänke. Der Trog des Brunnens, aus dem Jahr 1889, stammt aus der ehemals in der Hauptstraße gegenüberliegenden Schmiede.